Seelsorger statt Lokführer

Stefan Baier ist der neue Beauftragte für Notfallseelsorge im Land Brandenburg.

Stefan Baier
(c) Stefan Baier

Stefan Baier wurde von der Evangelischen Kirche kürzlich zum neuen Landesnotfallseelsorger für Brandenburg berufen. Schon seit einigen Jahren arbeitet er bereits ehrenamtlich als Notfallseelsorger im Team Potsdam-Mittelmark.

Der 46-Jährige, der in Schwerin geboren wurde, lebt heute mit seiner Familie südlich von Berlin in Brück bei Beelitz. Dort ist er Pfarrer und für fünf Gemeinden zuständig. Auch in der Krankenhausseelsorge einer Rehabilitationsklinik in Beelitz-Heilstätten arbeitet Baier. "Bei meinen ersten Berufswünschen standen Till Eulenspiegel und Lokführer auf der Liste ganz oben", sagt er lachend. Dass er so wesentlich mit Kommunikation zu tun haben würde, hätte er früher nicht gedacht. Er verlor seine Mutter, als er drei Jahre alt war. Daraufhin zog er sich lange Zeit in sich zurück und redete nur wenig. Als er in das Alter kam, seine berufliche Laufbahn zu planen, wollte er Germanistik oder Psychologie studieren. Ohne die FDJ-Karriere war es jedoch nicht so einfach, Abitur zu machen. Krankenpfleger schien ihm eine erstrebenswerte Alternative zu sein, doch seine Rückenprobleme ließen diese Berufswahl nicht zu. Schließlich machte er das Abitur an der kirchlichen Schule Potsdam-Hermannswerder, wo ihn dann plötzlich die Lust packte, Theologie zu studieren.

Stefan Baier ging in Rostock und Halle an die Universität. Er traf die Frau, mit der er leben wollte - Kerstin. 1987 heirateten sie, inzwischen haben die beiden drei Kinder. Seine Frau ist Wasserwirtschaftlerin. Dass sie einen so "normalen" Beruf hat, erde ihn, sagt Stefan Baier. Die Probleme eines Abwasserzweckverbandes sind glücklicherweise so ganz anders als die, die ihm in der Notfallseelsorge begegnen. Als Seelsorger im Krankenhaus fiel ihm auf, dass er Menschen, die in einer Krise sind, gut begleiten kann. Deswegen ging er in die Notfallseelsorge. Die belastenden Erlebnisse, die er hier hat, kann er durch den Alltag mit seiner Familie und seinen Freunden aushalten. Er lacht gern und viel. Außerdem macht er Musik: Neben nicht perfektem Trompetenspiel beherrscht er die Gitarre. Da hat er ein Repertoire quer durch die Liedermacherszene, am liebsten spielt er aber die Lieder seines Favoriten Reinhard Mey. Mitte dieses Jahres begann Stefan Baier, sich in die Aufgaben des Landeskoordinatoren der Notfallseelsorge einzuarbeiten. Seit 20 Jahren ist er Pfarrer in seinem Sprengel, da sei es Zeit für eine Veränderung, dachte er. "Neben mir und meinem Vorgänger in der Notfallseelsorge sind auch zwei Ehefrauen und mehrere Kinder betroffen und für uns alle ist dieser Zeitpunkt in Ordnung", sagt Stefan Baier. Er hofft, dass die Veränderungen auch seiner Gemeinde gut tun, in der er weiterhin zwei Mal im Monat Gottesdienst halten wird.